— 28 —
Als eine Bodenschwellung im heutigen hessischen und Weserberg-
lande aus dem Meerbusen ein Binnengewässer bildete und die auf-
gestauten Wassermassen sich schließlich einen Abfluß durch das rheinische
Schiefergebirge gebahnt hatten, da füllten mit vereinten Kräften die
Gletscher der Alpen, des Schwarz- und Wasgenwaldes die Grabensenke
mit Moränenschutt zum Teil wieder zu.
Ihnen verdankt die oberrheinische Tiefebene zum größten Teile ihre
heutige Bodengestalt und Bodenzusammensetzung.
I.
Die oberrheinische Tiefebene.
a) Lage und Grenzen. Dieselbe umfaßt das Tiefland
zwischen Schwarzwald, Odenwald, Spessart im Osten, Taunus
im Norden, Hunsrück, Hart, Wasgenwald im Westen und dem
Schweizer Jura im Süden.
b) Ausdehnung. Ihre größte nordsüdliche Ausdehnung
beträgt fast 300 km, die westöstliche schwankt zwischen 20
und 60 km. Ihr Flächenraum beträgt etwa ein Viertel der
Provinz Brandenburg.
Welchen wirtschaftlichen Wert haben die natürlichen
Landes Verhältnisse ?
a) Der Boden. Gestalt und Zusammensetzung des
Bodens dieser Ebene sind mannigfaltig.
Unmittelbar an den Fuß des Wasgenwalds schließt sich
ein wellenförmiges Gelände, das wegen seiner Bedeckung mit
Löß außerordentliche Ertragsfähigkeit zeigt und für die Boden-
kultur im ganzen Elsaß von höchstem Werte ist.
Von ähnlicher Fruchtbarkeit ist der rechtsrheinische
(badische) Teil der Ebene, der sich am Fuße des Schwarz-
waldes entlangzieht.
Ein wesentlich ungünstigeres Bud zeigen jedoch die Ufergelände
des Rheines bis Straß bur g in einer Breite von 10 km. Hier liegen
nämlich die Sand-, Kies- und Geröllmassen zutage, die das reißende
Wasser des Rheins bis hierher getragen.
b) Klima. Es ist in keinem Teile Deutschlands günstiger
als hier. Im Osten, Westen, Norden von hohen Randgebirgen
umgeben, bleibt die Ebene vor den rauhen Winden aus
diesen Himmelsrichtungen bewahrt; dagegen haben die feucht-
warmen Südwestwinde freien Zutritt.
c) Die Niederschläge der Ebene sind im Osten und
Norden reichlicher als im Westen.
i
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Extrahierte Ortsnamen: Weserberg- Schwarzwald Odenwald Taunus Rheins Deutschlands Westen
— 5
Als eine Folge dieser geologischen Vorgänge ist die merkwürdige
Erscheinung anzusehen, daß Deutschlands Bodenoberfläche eine seltene
Mannigfaltigkeit zeigt und in ihr alle Erdformationen in größerem oder
geringerem Umfange anzutreffen sind.
So findet man aus der
Quartärzeit (Jetztzeit) :
a) das Alluvium oder jüngere Schwemmland in den aus-
gedehnten Marschen der Nordseeküste, (
b) das Diluvium oder ältere Schwemmland im ganzen
norddeutschen Flachlande, in der oberrheinischen Tiefebene und
auf dem größten Teile der oberdeutschen Hochebene.
Tertiärzeit (Neuzeit):
Die Braunkohlenformation oder das Tertiär in fast
allen Landschaften des Reiches in bald größerer, bald kleinerer
Ausdehnung verteilt. Umfangreichere Tertiärlandschaften zeigen
sich namentlich am Nordfuße der Alpen, westlich der süd-
deutschen Hochebene und im norddeutschen Flachlande, be-
sonders im östlichen Teile, wo auch der Bernstein in ihnen
gefunden wird. Jedoch lagert das Tertiär hier meistens unter
der lockeren Decke des Diluviums.
Sekundärzeit (Mittelalter):
a) Die Kreideformation in den Uferlandschaften der
sächsischen Elbe, wo sie in Gestalt gewaltiger Sandstein-
säulen, -blocke und -quadern die sächsische Schweiz bildet,
ferner im nördlichen Vorlande des Harzes und in der Tief-
landsbucht von Münster. Als eigentlicher Kreidefelsen tritt sie
nur auf Rügen an die Oberfläche.
b) Die Juraformation. Sie setzt sich vorwiegend aus
schwarzem, braunem und weißem Kalk zusammen und bildet
die nördliche Kette der deutschen Alpen (Kalkalpen), den
deutschen Jura, die Westseite Lothringens und die nördliche
Umrandung des deutschen Mittelgebirges, besonders des Weser-
gebirges.
c) Die Trias. Sie bildet den größten Teil der von der
Juraformation umrahmten Landschaften und hat nächst den
Schwemmlandflächen die größte Ausdehnung in Deutschland.
Es zählen zu ihr nicht nur die drei Stufenlandschaften des
südwestdeutschen Beckens, sondern auch die nördliche und
nordöstliche Fortsetzung derselben jenseit der Mainlinie, näm-
lich das Weserbergland und die Thüringer Mulde.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands_Bodenoberfläche Lothringens Deutschland Mainlinie
— 9 —
sodann alle Futterkräuter, Wurzel- und Handelsgewächse ge-
deihen vorzüglich auf ihm.
Die Alluvialbildungen der Seen und Flüsse geben wohl
ein vorzügliches Weideland (Marschen), sind aber wegen ihres
hohen Feuchtigkeitsgehalts für den Körnerbau wenig geeignet.
An besonders feuchten Orten, die den üppigsten Graswuchs
gestatten, bildet sich durch innige Verbindung von vermodernden
Pflanzenresten und Erdkrume der Humusboden. Im all-
gemeinen ist er kraftlos, weil arm an mineralischen Nähr-
stoffen. Das auf ihm geerntete Getreide liefert daher mehr
Stroh als Körner. Jedoch erweist er sich für Mergelauffuhr
sehr dankbar.
In verschiedenen Gegenden des deutschen Reiches, wie im
oberen Rheintal (oberrheinische Tiefebene), in der Magde-
burger Börde und am Fuße der Sudeten, trifft man eine
Bodenart an, die wegen ihrer gelblichen Färbung und der ihr
eigenen großen Fruchtbarkeit dem Lehmboden sehr ähnlich
sieht; es ist der Löß.
Er verdankt seine Entstehung teils der ablagernden Tätig-
keit des Wassers, weshalb man auch eine große Menge von
Schnecken und Muscheln in ihm findet, teils aber auch der
abtragenden und wieder aufschichtenden Wirkung der Winde.
Wie äufsert sich der Einflnfs des Klimas auf den Bodenbau ?
Das Klima oder die Witterung ist im wesentlichen ein
Produkt von Temperatur, Regen und Wind. Diese üben
einzeln oder vereint eine einschneidende Wirkung auf den
Bodenbau aus.
So steht die Entwicklung von Wiesen und Weiden in
einem hervorragenden Abhängigkeitsverhältnisse von den
Niederschlagsmengen. Je größer dieselben, um so üppiger
gedeiht der Graswuchs.
Darum ist ja auch die gesamte Nordseeküste mit Marschen
so reich gesegnet; darum nehmen auch die Weiden der ober-
deutschen Hochebene, des Erzgebirges, der Sudeten, des hohen
Venn und am Niederrhein so bedeutende Strecken ein. Wo
aber reichliche Niederschläge mit hohen Sommer-
temperaturen sich vereinigen, da wird der Bodenbau be-
sonders begünstigt.
Tritt infolge geschützter Lage die Vegetationszeit sehr
früh ein und dauert dieselbe bis in den Herbst hinein,
dann kann mehrmals geerntet werden, wie das die ober-
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10 —
rheinische Tiefebene deutlich zeigt. Handelsgewächse, wie Tabak,
Hopfen, Zichorien, Hanf und Mohn, gedeihen dann vorzüglich.
Wirken jedoch in einem Gebiete hohe Sommer-
temperaturen und geringe Bewölkung zusammen, so ist
dies, natürlich immer unter Voraussetzung der entsprechenden
Bodenzusammensetzung, ganz besonders für den Wein- und
Obstbau günstig. Daher eignet sich auch die Rheinebene mit
ihren seitlich gelegenen Tälern in so hervorragender Weise für
diese Kulturen.
In Gegenden mit ausgedehnten Sandflächen (Mark
Brandenburg) sind viele Regentage mit nicht zu großer Er-
giebigkeit für den Anbau von Halmfrüchten besonders er-
wünscht. So förderlich auch ergiebige Niederschlagsmengen
im Sommer dem Stoppelfruchtbau sind, so hinderlich können
sie jedoch leicht der Getreideernte werden, deren Güte nicht
selten darunter empfindlich leidet. Höhere Temperaturen im
Spätherbst begünstigen die Bearbeitung des Bodens zwischen
Ernte- und Saatzeit.
Heftige, lange anhaltende Stürme sind der Auf-
forstung mancher Gegenden sehr hinderlich; dagegen ist
ein hoher Feuchtigkeitsgehalt der Luft derselben dienlich.
gl.
Die natürlichen Landschaften.
(Allgemeines.)
Die Lage des deutschen Reiches im Gradnetz.
Deutschland liegt auf der östlichen Hälfte der nördlichen
Erdhalbkugel; es erstreckt sich vom 6. bis 23.° ö. L. (Greenwich).
Es reicht ferner vom 47. bis zum 56.° n. Br. und dehnt sich
somit durch etwa 9 Breitengrade aus.
(Genau bezeichnet, hegt der südlichste Punkt 47° 16', der
nördlichste 55° 53' n. Br., der westlichste 5° 52' und der öst-
lichste 22° 53' ö. L.).
Welche politische Lage hat Deutschland?
Mit Recht hat man es das »Herz« Europas genannt.
Drei Groß- und vier Kleinstaaten umschließen es un-
mittelbar in einem großen Kranze.
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Extrahierte Personennamen: Mohn
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Deutschland Deutschland Europas
44
eine stattliche Anzahl wirtschaftlich höchst wertvoller
Bodenbaiibezirke aller Art entstehen lassen.
Der bedeutende Reichtum an Bodenschätzen (Salz,
Eisenerzen, Steinkohlen usw.) im Verein mit der großen
Wegsamkeit der Landschaft (besonders der ober-
rheinischen Tiefebene) haben das Becken nicht nur zu
einem äußerst gewerbreichen, sondern auch zu einem
so verkehrsreichen Gebiete gestaltet, daß es zu den
wirtschaftlich wertvollsten des Reiches zu zählen ist.
c.
Das rheinisch-westfälische Schiefergebirge.
(Einschließlich der Tieflandsbuchten von Köln und Münster.)
Lage. Es bildet das westlichste Glied der mitteldeutschen
Gebirgslandschaften und breitet sich im Norden der ober-
rheinischen Tiefebene zu beiden Seiten des Rheins aus.
Grenzen. Im Norden grenzt es an das norddeutsche
Flachland, im Osten an die hessische Senke, im Westen an das
Tal der Maas.
Größe und Gestalt. Ohne die Tieflandsbuchten erreicht
es fast die Größe der Provinz Brandenburg und gleicht in der
Gestalt einem unregelmäßigen Parallelogramm.
Volksdichte. Sie ist sehr mannigfaltig und beträgt in
der Eitel 40, in der Tieflandsbucht 200 bis 400, im Industrie-
gebiet 400 bis 600. Von 400 Gemeinden des Reiches, die 1895
mehr als 10 000 Einwohner hatten, entfielen 66 auf die Rhein-
provinz. Die gesamte Einwohnerzahl beträgt 54/ö Millionen, die
Durchschnittsdichtigkeit 213.
Gliederung.
a) Physisch. Das Tal des Rheins zerlegt das Schiefer-
gebirge in einen West- und Ostflügel. Seine Nebenflüsse
trennen von ihnen mehrere Querriegel ab.
Diese sind im Westflügel:
1. der Hunsrück, zwischen Mosel und Nahe, bestehend
aus Hoch-, Idar- und Soonwald,
■ 2. die Eifel, nördlich der Mosel, bis Aachen reichend, mit
Schneeeifel und dem hohen Venn (700 m);
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46
Auch das Tal der Mosel ist von höchster landschaftlicher Schönheit
und gibt dem Reintal wenig nach.
Welchen wirtschaftlichen Wert haben Klima und Boden im
rheinischen Scliief'ergebirge?
Auf den weiten Hochebenen ist das Klima rauh und un-
freundlich. Die fast beständig herrschenden, heftigen Winde,
die kühlen Nächte und die großen Mengen kalter Niederschläge
wirken auf den Pflanzenwuchs äußerst ungünstig.
Außerordentlich günstig ist dagegen das Klima in den
Tälern und in der Ebene, wo die mittlere Jahrestemperatur
-f- 10° C beträgt. Zu dem milden Klima gesellt sich noch eine
hohe Ertragsfähigkeit des Bodens, der aus jüngeren, lockeren
Erdschichten (Diluvium und Alluvium) von meist lehmiger
Beschaffenheit besteht.
Die wichtigsten Zweige des Bodenbaues.
1. Ackerbau. Infolge der günstigen Vorbedingungen für
einen üppigen Pflanzenwuchs haben sich (abgesehen von den
Höhen) Ackerbaubezirke gebildet, die sich durch hohe Ernte-
erträge auszeichnen. Es sind die Becken von Trier, Neuwied,
der unteren Lahn, die rheinische und die münstersche
Bucht. Die letztere zeigt in der Senne, dem Quellgebiete der
Ems und Lippe, teils sandigen und trocknen, teils sumpfigen
Boden. Dagegen gehört der südliche Teil, zwischen Haar und
Lippe (Hellweg und Soester Börde), zu den besten Getreide-
landschaften des Reiches. Daher erfreuen sich die Bauern
dieser Gegend großen Wohlstandes. Die bedeutendsten Städte
sind Münster und Soest.
Im ganzen kommen 46 °/0 des Bodens auf Acker- und
Gartenland, 31 °/0 auf Waldungen und 8 °/0 auf Wiesen und
Weiden.
2. Dementsprechend ist auch die Viehzucht erheblich.
Ihren Hauptsitz hat sie in den grasreichen Strichen des
Niederrheins, im sogenannten Kempener Lande.
3. Wein- und Obstbau. Die zahlreichen Zuflüsse des
Rheins haben das Schiefergebirge vielfach zerstückelt und tiefe
und enge, hundertfach gewundene Talfurchen geschaffen; die
steilen Abhänge dieser Täler sind dicht mit Reben bepflanzt
und bilden berühmte Wein baubezirke. Es sind die Täler
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— 18 —
Auf diesem Verwitterungsprodukt haben die gewaltigen Regenmengen,
die alljährlich liier im Gebirge niedergehen, zum Teil große Torfmoore
oder düstere Seen gebildet, zum andern aber auch eine herrliche Vege-
tation hervorgebracht. Besonders gilt dies von dem südlichen, höheren
Teile, der im Arber bis zur halben Höhe der Zugspitze emporsteigt.
Der südliche Teil ist der eigentliche Böhmer- oder hin-
tere Wald, der nördliche führt den Namen oberpfälzischer
Wald und erreicht kaum die mittlere Höhe der schwäbisch-
bayerischen Hochebene. Beide Teile sind durch das verkehrs-
wichtige Quertal der Further Pforte voneinander getrennt.
Als ein Parallelzug lagert vor dem Böhmerwalde das
bayerische Waldgebirge. Seine Gesteinsmassen (Gneis)
sind stark verwittert, daher die Abhänge sanft geneigt und mit
saftigen Wiesen und wohlgepflegten, ertragreichen Äckern
reichlich geschmückt. Das letztere ist eine Folge des milderen
Klimas und der Wegsamkeit des Gebirges.
Die Erwerbs Verhältnisse im böhmisch-bayerischen
Waldgebirge.
Die wirtschaftliche Bedeutung dieses deutsch-böhmischen
Grenzwalles ist im ganzen gering. Seine Unwegsamkeit ver-
ursachte im Verein mit der Unwirtlichkeit des Klimas eine nur
spärliche Besiedlung.
Aber infolge seiner nährkräftigen Verwitterungskrume
und der fast überreichlichen Niederschläge (1000 mm) birgt er
einen schier unermeßlichen Holzreichtum. Er nimmt in
dieser Hinsicht unter den deutschen Waldgebirgen den ersten
Rang ein. Daher bilden auch die Forstwirtschaft mit ihren
verschiedenen Zweigen und die an diese sich anknüpfenden
Gewerbe, wie Zündholz-, Parkett- und Resonanzböden-
fabrikation die Haupterwerbsquellen der »Wäldler«.
Der Reichtum an Quarz (Pfahl)*) hat bereits vor 1000 Jahren
die Glasbereitung entstehen lassen, deren wichtigster Platz
Zwiesel ist. Nicht weniger als 20 Glasfabriken finden sich
in und um Zwiesel. Schwarze Tonerde liefert das Material
zu den weltberühmten Schmelztiegeln**) und blendend weiße
Porzellanerde den Rohstoff für die Porzellanfabriken von Regens-
burg und Wien. Im bayerischen Gebirge liefert der Boden-
bau: Getreide und Flachs.
*) Der sogenannte Pfahl ist ein mächtiger Quarzzug, dessen Quarz
früher zur Glasbereitung verwendet wurde.
**) Passau.
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— 53
Andere wichtige Wasserstraßen sind noch der Rhein-
Maas-Kanal, der über Neuß, den großen Getreidemarkt, nach
Vierssen und Venlo führt, und der Dortmund-Ems-Kanal.
Zusammenfassung.
So ist denn das Rheinland infolge seiner land-
schaftlichen Reize, der großen Zahl heilkräftiger
Quellen, der Menge reich gesegneter Wein- und Obst-
gärten, ertragreicher Fluren, des schier unerschöpf-
lichen Reichtums an wertvollen Bodenschätzen, des
Fleißes und der Intelligenz seiner Bewohner, der
Fülle guter Verkehrseinrichtungen das Zentrum der
deutschen Industrie, des Handel-s und Verkehrs ge-
worden.
D.
Das hessische und Weserbergland.
Lage. Diese Landschaft hegt zwischen dem rheinischen
Schiefergebirge und der sächsisch-thüringischen Bucht im Fluß-
gebiete der Weser und ihrer Nebenflüsse.
Volksdieilte. Es gehört zu den am geringsten besiedelten
Landschaften des Reiches (in manchen Gegenden 40 bis 50 Ein-
wohner auf 1 qkm) und besitzt nur eine Großstadt.
Gliederung:
a) Physisch. Es gliedert sich in
1. das hessische Bergland,
2. das Weserbergland.
b) Politischen Anteilhaben: Hannover,Westfalen, Hessen-
Nassau, Braunschweig, das Großherzogtum Hessen und die
Fürstentümer Waldeck und Lippe.
Oberflächenbild und Geologisches der Landschaft.
1. Das hessische Bergland breitet sich zu beiden Seiten der
Werra aus, reicht im Osten bis zur Fulda und trägt im Süden die Berg-
rücken des Vogelsgebirges und der Rhön. In dem Winkel zwischen
Werra und Fulda erheben sich der hohe Meißner und der Kaufunger
Wald. Auf dem linken Fiüdaufer bildet der Habichtswald mit der
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— 54
Wilhelmshöhe die bekannteste Erhebung. Zwischen den zusammenhang-
losen Bergen breiten sieh oft fruchtbare Talebenen aus.
In geologischer Hinsicht gehört es völlig der großen Triasformation
an, der wir bereits bei Betrachtung der Stufenländer begegneten; jedoch
ist das vorherrschende Gestein der Buntsandstein, während Muschel-
kalk und Keuper größtenteils bereits abgetragen wurden. An vielen Stellen
haben Basaltmassen (Vogelsberg) die Oberfläche durchbrochen.
2. Das Weserbergland umfaßt den nördlichen Teil der Landschaft
zu beiden Seiten der Weser, dessen höchste Erhebungen auf dem rechten
Ufer der Weser (Solling, Süntel und Deister) jedoch 500 m kaum
übersteigen. Der Süntel, auch Ost- und Westsüntel oder Wichen- und
Wesergebirge genannt, wird in der sogenannten westfälischen Pforte von der
Weser durchbrochen und setzt sich auf dem linken Ufer dieses Flusses
fort. Hier zieht (südlicher) in etwa gleicher Richtung der Teutoburger
Wald, dessen südösthche Fortsetzung das Erzgebirge bildet.
Im Gegensatze zum ersteren Berglande gehört das Weserbergland nur
in seinem südlichen Teile der Trias an, im nördlichen aber dem Jura.
Aber es finden sich auch hier zwischen den Berggruppen weite Talebenen.
Auch ist es reich an anmutigen Landschaften und herrlichen Eichen-
und Buchenwaldungen.
Wie stellt es mit den natürlichen Grundlagen der
Erwerbsverhältnisse?
Die südlichen Teile der beiden Berglandschaften gehören im
allgemeinen nicht zu den gesegnetsten Strichen des Vaterlandes.
Die Schuld daran tragen die Bodenzusammensetzung, das
rauhe, naßkalte Klima, die spät auftretenden Nachtfröste und
die langen Winter.
Aber es gibt auch treffliche Bodenbaubezirke, in denen
infolge des nährkräftigen Schwemmlandbodens und der allseitig
geschützten Lage alle Getreidearten in vorzüglicher Güte und
reicher Fülle gedeihen.
Solche Bodenbaubezirke sind: die Wetterau (die
nordöstliche Fortsetzung der oberrheinischen Tiefebene), der
Schwalmgrund am Nordfuße des Vogelsgebirges, der Fulda-
kessel an der unteren Fulda im hessischen und das Weser-
sonnental (um Hameln und Rinteln) im Weserberglande.
Welches sind die wichtigsten Erwerbsquellen?
a) Der Bodenbau. Im Wesersonnentale herrscht neben
dem Getreidebau der Anbau von Flachs und Hanf vor (wo
er wegen des feuchten und gleichmäßigen Klimas gut gedeiht),
weshalb hierselbst seit alter Zeit die Leinenindustrie in
Blüte steht, deren Mittelpunkte Bielefeld und Herford
bilden.
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56
b) Handel. Derselbe ist von untergeordneter Bedeutung
und erstreckt sich auf die Zufuhr von Rohstoffen und
Kolonialwaren.
c) Verkehr. Daher ist auch das Eisenbahnnetz wenig
verzweigt. Es besteht ähnlich dem bayerischen nur aus Haupt-
linien, die die Landschaft mit den Nachbargebieten verknüpfen.
Den Mittelpunkt des Verkehrs bildet Kassel. Die wichtigsten
Linien sind:
1. Kassel—bebra—fulda—frankfurt a. M.,
2. Kasse 1—Göttingen—hannover—b remen.
3. Kassel—marburg—gießen— j ^011 z '
4. H an n o ve r—minden—bielefeld—hamm—düsseldorf.
An Gewässern dient dem Verkehr nur die Weser (siehe S. 139).
E.
Thüringen und seine Randgebirge.
Lage. Thüringen nennt man jene Landschaft, die zwischen
dem norddeutschen Flach- und dem fränkischen Stufenlande
einerseits, zwischen dem Weser- und dem sächsischen Berg-
und Hügellande anderseits ausgebreitet hegt.
Umrahmung". Dieselbe bildet im Norden der Harz, im
Süden der Thüringer und Frankenwald; Werra und Saale
kennzeichnen die Grenze im Westen und Osten.
Gestalt. Es zeigt etwa die Gestalt eines Dreiecks, als
dessen Grundlinie die Saale zu betrachten ist.
Gliederung:
a) Physische. In physischer Hinsicht umfaßt es 2 Teile:
1. Die innere Landschaft : Das thüringische Hügelland.
2. Die Umrahmung: a) den Thüringer Wald, b) den
Harz nebst Vorland.
b) Politisch: Außer den eigentlichen thüringischen
Staaten gehören zu Thüringen fast der ganze Regierungs-
bezirk Erfurt (Provinz Sachsen) und schmale Grenzstreifen
von Hannover, Hessen-Nassau, Bayern und dem Königreich
Sachsen.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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